Weniger Routine, mehr Aufmerksamkeit – der „Risiko-Parcours“ für den Straßenbetriebsdienst

Weniger Routine, mehr Aufmerksamkeit – der „Risiko-Parcours“ für den Straßenbetriebsdienst

Körbelitz – Drei Tage lang wurde im Juni 2025 die Straßenmeisterei der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) zum Trainingsfeld für ein außergewöhnliches Projekt: Der „Risiko-Parcours“ richtete sich gezielt an Beschäftigte des Straßenbetriebsdienstes – eine Berufsgruppe, die tagtäglich im unmittelbaren Gefahrenbereich arbeitet und dabei besonderen Risiken ausgesetzt ist. Das Projekt wird bereits zum dritten Mal durch die Unfallkasse Sachsen-Anhalt in Kooperation mit dem Verkehrskontor Rabe für die LSBB durchgeführt.

Im Straßenbetriebsdienst verläuft der Arbeitsalltag oft in unmittelbarer Nähe zum fließenden Verkehr. Statistisch betrachtet ist das Risiko eines tödlichen Arbeitsunfalls hier deutlich höher als in vielen anderen Branchen. Und obwohl die Beschäftigten in der Regel gut geschult sind, bleibt ein zentraler Faktor schwer greifbar: das Verhalten im Alltag. Denn Routine kann gefährlich werden – gerade dann, wenn sie dazu führt, dass offensichtliche Gefahren unterschätzt werden.

Der „Risiko-Parcours“ setzt genau hier an. Anhand von typischen Alltagssituationen wurde gemeinsam mit den Teilnehmenden analysiert, wie Arbeitsabläufe im Umfeld des Kolonnenfahrzeugs tatsächlich ablaufen – und wie sicherheitsrelevante Aspekte dabei oft unbewusst in den Hintergrund treten. Beobachtungen und Diskussionen machten deutlich, wie stark individuelles Verhalten, Gruppendynamik und vermeintlicher Zeitdruck das Sicherheitsniveau beeinflussen können. Dabei wurde deutlich, dass Handlungen mit Sicherheitszugewinn entgegen der üblichen Vermutung keine großen Zeitfresser sind.

Das Projekt will sensibilisieren – nicht durch klassische Schulung, sondern durch das direkte Erleben. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und alternative Handlungsstrategien zu entwickeln. Dabei wurde nicht nur auf Sicherheitsfragen eingegangen, sondern auch auf ergonomische Aspekte und den Gesundheitsschutz im Arbeitsalltag.

Ein praxisnaher Bestandteil des Parcours war zudem die Überprüfung der Spiegeleinstellungen an einem LKW – ein kleiner, aber entscheidender Beitrag zur Verbesserung der Sicht und somit zur Vermeidung von Gefahrensituationen.

Am Ende der drei Tage stand für viele Teilnehmende fest: Sicherheit beginnt nicht nur mit Ausrüstung und Vorschriften – sondern vor allem mit Aufmerksamkeit, Reflexion und dem Mut, gewohnte Abläufe kritisch zu hinterfragen.

 

C. Witte